Intern
Institut für Allgemeinmedizin

TdA 2019

2. Tag der Allgemeinmedizin am 09.10.2019

Mit rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der 2. Tag der Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Würzburg am 09.10.2019 erneut sehr gut besucht. Die Direktorinnen des Instituts für Allgemeinmedizin, Frau Professor Gágyor und Frau Professor Simmenroth, begrüßten die zahlreichen Gäste: Hausärztinnen und Hausärzte aus der Region, Medizinische Fachangestellte, Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, Studierende und Interessierte.

Frau Professor Simmenroth (l.), Frau Professor Gágyor (r.), Foto: Institut für Allgemeinmedizin

Dr. Dieter Geis, der Ehrenvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands e.V., lobte in seinem Grußwort den 2017 eingerichteten Würzburger Lehrstuhl als "Erfolgsmodell" und konstatierte: "Sicher wäre es noch zu früh, von einer Tradition zu sprechen, aber wir befinden uns hier an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auf dem richtigen Weg."

Dr. Dieter Geis, Foto: Institut für Allgemeinmedizin

Dr. Johannes Hauswaldt eröffnete mit seiner Key lecture mit dem Titel "Hier stimmt was nicht! - Bauchentscheidungen als wesentlicher Teil ärztlich-professioneller Entscheidungsfindung"  den Fortbildungsteil. Er forscht mit einer internationalen Forschergruppe an der Bedeutung von "Bauchentscheidungen" in der Medizin und lieferte interessante Einblicke.

Anschließend verteilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf verschiedene thematische Workshops, deren Inhalte Sie im Folgenden aufgelistet finden: 


Workshops:

DMP-Diabetes, rationale Diabetestherapie 2019 – neue Medikamente – neue Empfehlungen (Dr. med. Til Uebel)

Das sind schwierige Zeiten in der Diabetologie: neue Medikamente, neue Wirkprinzipien und wenig oder nur spezielle Evidenz für jedes einzelne. Die NVL 2018/19 ist noch nicht erschienen und wird auch nicht so rasch kommen – wie also umgehen mit Gliflozinen, GLP-1-Analoga und den Gliptinen?  Sind Sulfonylharnstoffe wieder on top, wie es die Kardiologen der DGK und die Ärztezeitung schreibt: „Freispruch 1. Klasse“? Was kombinieren, wann mit dem Spritzen anfangen? Zusammen versuchen wir Ordnung zu schaffen und ein übersichtliches Konzept zum Einsatz der „neuen“ neben den „alten“ Antidiabetika  in der Hausarztpraxis zu schaffen. Dr. Uebel stellt dabei die Sicht der DEGAM neben die der DDG und erläutert die unterschiedlichen Ansätze.

DMP-KHK und kardiovaskuläre Prävention – unsere hausärztliche Domäne (Dr. med. Johannes Hauswaldt, MPH)

In diesem Workshop werden folgende Themen behandelt: Disease Management Programme (DMPs): Wo finde ich als Hausarzt die Grundlagen? Worauf kommt's eigentlich an? Und lohnt sich das (Vergütung)? Wie praktisch machen? Erfahrungsaustausch: Vorteile und Nachteile eines DMP-KHK. Hausärztliche Beratung zur kardiovaskulären Prävention mit arriba KVP (Kardiovaskuläre Prävention).

Chronischer Rückenschmerz - update Schmerztherapie (Prof. Dr. med. Heike Rittner)

Als interdisziplinäres Team von Ärztinnen, Physiotherapeuten und Psychotherapeutinnen erarbeiten wir praktisch und fallbezogen den aktuellen Stand der Leitlinie "Unspezifischer Kreuzschmerz". Schwerpunkte liegen auf Diagnostik und Therapie insbesondere des subakuten Kreuzschmerzes sowie den Risikofaktoren für die Schmerzchronifizierung. Zusätzlich stellen wir neue ambulante Versorgungsformen (pain2020) vor, um der Schmerzchronifizierug entgegenzuwirken.

Interdisziplinäre und integrative Therapie von Angsterkrankungen bei Kindern und Erwachsenen: Was kann der Allgemeinarzt tun? (Prof. Dr. med. Jürgen Deckert, Prof. Dr. med. Marcel Romanos, PD Dr. Andre Pittig, PD Dr. med. Stefan Unterecker)

Angsterkrankungen als häufigste psychische Erkrankungen brauchen je nach Schwere und Dauer einen unterschiedlichen Behandlungsansatz in einem interdisziplinären und integrativen Netzwerk. Hierbei kommt dem Allgemein- und Familienarzt eine wesentliche Rolle zu. In unserem Workshop wollen wir Tipps und Anregungen geben, wie er dies mit psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Ansätzen bei Kindern und Erwachsenen umsetzen kann.

Motivierende Beratung am Beispiel der Nikotinsucht (Prof. Dr. med. Anne Simmenroth, Elena Tiedemann, M.Sc., Elias Lauerer)

Rauchen ist die wichtigste durch Prävention vermeidbare Todesursache weltweit und Hausärzte kommen täglich mit Patienten in Kontakt, die Raucher sind. Oft fehlt die Zeit für Gespräche oder ein klares Konzept für Kurzinterventionen zur Raucherentwöhnung. Unser Workshop setzt an dieser Stelle an und vermittelt Kenntnisse zur Raucherberatung auf Basis des validierten 5A-Leitfadens der WHO. Zudem soll es Gelegenheit geben, eine Raucherberatung in einem Rollenspiel zu trainieren.

Für Studierende und ÄiW: 
Vorbereitung auf die FA-Prüfung Allgemeinmedizin (Dr. med. Manfred Lohnstein)

Der Kurs bietet einen Überblick über die Schwerpunktthemen der Facharztprüfung und gibt Tipps, wie Sie diese Prüfung souverän meistern, auch wenn es mal eng wird. Ausreichend Zeit besteht für Prüfungssimulationen.


"Let's talk about sex" (HIV, STDs) (Helmut Hartl, Dermatologe, und Edgar Kitter, Projektkoordinator der AIDS-Hilfe Weimar)

Wie rede ich mit meinen Patientinnen und Patienten über Sexualität? Wie berate ich angemessen zu HIV/STI-Risiken und Schutzmöglichkeiten? Nach einer kurzen Einführung zu sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) fokussieren die Referent_innen auf den Aufbau von Gesprächen über Sexualität im Setting einer Arztpraxis. Den Teilnehmenden wird ermöglicht, Erfahrungen aus ihrem beruflichen Alltag einzubringen und passende Kommunikationsstrategien kennenzulernen.

Besonders interessant für MFA:
Freundlich aber bestimmt - herausfordernde Situationen im Umgang mit Patienten (Dr. Susanne Buld, Dipl. Psychologin)

In Gesundheitsberufen kommt es nicht selten zu herausfordernden Gesprächssituationen mit Patienten, in denen man an die eigenen Grenzen stoßen kann. Je mehr Strategien man jedoch für solche Situationen mitbringt, desto gelassener kann man bleiben. Gibt es eine eindeutige Vorstellung davon, was im jeweiligen Gespräch erreicht werden soll oder muss, kann man zielorientierter, klarer und dennoch freundlich auftreten. Im Workshop werden gesprächsanlassbezogen verschiedene Strategien vorgeschlagen und anhand von eingebrachten Beispielen der Kursteilnehmer erprobt und reflektiert.

Für das Team: 
Notfalltraining für Praxisteams (Prof. Dr. med. Thomas Wurmb) (durchgehend bis 18:15 Uhr!)

Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Herz-Lungen Wiederbelebung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand.
Kompetentes Handeln im Notfall ist eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung einer  solchen Notfallsituation. Wir vermitteln Ihnen nicht nur die technischen Basisfähigkeiten zur korrekten Durchführung einer Reanimation, sondern üben auch das komplexe Zusammenspiel eines interprofessionellen Behandlungsteams.

Häusliche Gewalt an Kindern oder Partnern – wie verhalte ich mich als behandelnder Hausarzt? (Prof. Dr. med. Michael Bohnert)

Das Erleben körperlicher, seelischer oder sexualisierter Gewalt innerhalb des häuslichen Umfelds wird von den Opfern häufig aus Scham verschwiegen. Der Workshop soll dafür sensibilisieren, die Folgen zu erkennen und Möglichkeiten aufzeigen, den Betroffenen zu helfen.

Migration und Krankheit (Prof. Dr. med. August Stich)

Patient/-innen mit Migrationshintergrund sind heutzutage in Klinik und Praxis häufig, nicht erst seit der so genannten „Flüchtlingskrise“. Ihre adäquate medizinische Versorgung stellt uns alle vor vielfältige Herausforderungen: fachlich, sprachlich, kulturell, administrativ, abrechnungstechnisch … Auf Vieles können wir uns vorbereiten, manches müssen wir dazu lernen oder gar neu entwickeln. Migrantenmedizin ist ein spannendes Feld, wenn wir uns darauf einlassen.

Dermatologie update für Hausärzte (Helga Konrad)

Sie sehen in Ihrem Praxisalltag viele verschiedene Dermatosen, manche häufig, manche selten. In diesem Workshop werden Ihnen die relevantesten Krankheitsbilder mit aktuellen Infos zur Therapie pragmatisch vermittelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf entzündlichen Dermatosen mit Therapieoptionen, Genitaldermatosen sowie einem Update zu aktinischen Keratosen und Hauttumoren. Als vergnüglicher Abschluss erwartet Sie ein spannendes Derma-Quiz!

DMP-COPD - Neues und Bewährtes (Dr. med. Helmut Holle)

  • Neuerungen im DMP und in der COPD-Leitlinie 2018
  • Überblick über aktuelle Inhalativa, wann wechseln?
  • Exazerbationen: Wie vorbeugen, wie behandeln?

Wie geht Forschung in der Praxis und wie werde ich Forschungspraxis? - Erfahrungsaustausch mit dem Praxisteam zu klinischen Studien (Prof. Dr. med. Ildikó Gágyor)

Das Institut für Allgemeinmedizin beginnt ab 2019 mit dem Aufbau eines regionalen Forschungspraxennetzes (WüFoNet) als Teil eines bayernweiten Forschungspraxennetzes. Wie die Aufbauarbeit stattfinden wird und welche Projekte Sie dort erwarten, wird Gegenstand dieses Workshops unter der Leitung von Frau Prof. Ildikó Gágyor und Astrid Englert sein. Ihre Fragen und Beiträge sind uns wichtig und auch Ihre Ideen und Vorschläge sehr willkommen.

Königsberger Klopse statt Omeprazol! Von der Mal- zur Eunutrition - der Hausarzt als Lebenslustlotse (Dr. med. Michael Schwab)

Zwischen (Intervall-)Fasten, Diätwahn à la Google bis hin zu (fremd-)bestimmten Leit(d)linien - Was braucht und was will der ältere Patient in der Praxis? Ein offener, ehrlicher Erfahrungsaustausch für Ärzte und MFAs.

Besonders interessant für MFA:
Wie gestalten wir die Zusammenarbeit mit der stationären Altenpflege optimal? (Prof. Dr. Nina Fleischmann)

Die Gesundheit von Pflegeheimbewohnern kann durch eine gute Zusammenarbeit von hausärztlicher Praxis und den Einrichtungen stationärer Altenpflege positiv beeinflusst werden. In diesem Workshop wird mit Beispielen aus Studien gezeigt, welche Einflussfaktoren es gibt und wie auch mit kleinen Maßnahmen das Miteinander positiv gestärkt werden kann. Gemeinsam werden Strategien erarbeitet, um die Zusammenarbeit mit den Pflegefachkräften zu durchleuchten und Optimierungsmöglichkeiten anzusprechen.

Besonders interessant für MFA:
Update Impfung in der Praxis (Dr. med. Matthias Löber)

In diesem Kurs lernen Sie die Grundlagen zum Thema Impfen kennen. Wir werden allgemeine Fragen besprechen, die sich an dem Alltag in der Hausarztpraxis orientieren (praktische Durchführung, Indikationen und Kontraindikationen, Impfabstände, Nebenwirkungen etc.). Außerdem wird speziell auf die wichtigsten Impfungen eingegangen. Wir werden dabei die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO berücksichtigen.

Besonders interessant für MFA:
Forschung als MfA? Nicht für mich - oder doch? (Ingrid Gerlach)

Zwei Thesen lassen sich mit Forschung in der Hausarztpraxis vereinbaren:

  1. Gute Versorgung braucht Forschung.
  2. Gute Forschung wird im Team gemacht

Was kann ich als MFA tun? Wo kann ich unterstützen? Wo ist meine Rolle? Wie kann ich das schaffen?


Der 2. Tag der Allgemeinmedizin wurde in Kooperation mit und mit freundlicher Unterstützung durch den Bayerischen Hausärzteverbandes e.V. durchgeführt, dem an dieser Stelle ein besonderer Dank gilt!