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Institut für Allgemeinmedizin

UTI-IPD

UTI-IPD - Strategien zur Verringerung des Antibiotikaverbrauchs bei Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten in der Primärversorgung - eine individuelle Patientendaten-Metaanalyse (IPD-MA)

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen der Frauen zählen zu den häufigsten Behandlungsanlässen in der ambulanten Versorgung und sind verantwortlich für einen hohen Anteil an Antibiotikaverordnungen. Behandlungsansätze zur Verringerung des Antibiotikaverbrauchs wurden in verschiedenen randomisiert kontrollierten Studien getestet. 

Im Rahmen dieser Metaanalyse auf Basis individueller Patientinnendaten wurde die Effektivität dieser Behandlungsstrategien im Vergleich zur sofortigen Antibiotikabehandlung untersucht. Darüber hinaus sollten Moderatoren und prognostische Faktoren für unterschiedliche Krankheitsverläufe identifiziert werden, um daraus Entscheidungshilfen zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte für die hausärztliche Praxis zu entwickeln.

In die Analysen wurden neun Studien eingeschlossen, die unterschiedliche Behandlungsstrategien (Schmerzmittel, Phytotherapeutika, verzögerte Antibiotikaverschreibung und Placebo) mit einer sofortigen Antibiotikabehandlung verglichen.

Die Daten bestätigten, dass die sofortige Gabe von Antibiotika eine wirksame Behandlungsoption für Frauen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt ist. Insbesondere zeigte sich, dass insbesondere Frauen ohne Erythrozyten und bakterielles Wachstum im Urin von nicht-antibiotischen Strategien profitieren können. Point-of-Care-Tests zum Nachweis von Erythrozyten und Bakterien im Urin zum Zeitpunkt der Behandlungsentscheidung könnten daher die Therapie mit nicht-antibiotischen Strategien im Einklang mit dem Antibiotika-Stewardship erleichtern.

Im Rahmen des Projekts wurde auch das internationale Symposium „Management of urinary tract infections in clinical practice: How to achieve the best use of evidence” in virtuellem Format mit fast 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 10 Europäischen Ländern durchgeführt. Neben der Präsentation der Projektergebnisse wurden anhand von 10 weiteren klinischen und methodischen Beiträgen sowie zwei Keynote Lectures zum Thema methodische Herausforderungen und Lösungen sowie neue Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie von internationalen Experten vorgestellt und diskutiert.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Fördernummer KS2017-047) gefördert und mit dem David-Sackett-Preis 2023 des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin ausgezeichnet.

Publikation: Kaußner, Y.; Röver, C.; Heinz, J.; Hummers, E.; Debray, T. P. A.; Hay, A. D.; Heytens, S.; Vik, I.; Little, P.; Moore, M.; Stuart, B.; Wagenlehner, F.; Kronenberg, A.; Ferry, S.; Monsen, T.; Lindbæk, M.; Friede, T.; Gágyor, I. Reducing Antibiotic Use in Uncomplicated Urinary Tract Infections in Adult Women: A Systematic Review and Individual Participant Data Meta-Analysis. Clinical Microbiology and Infection 2022, S1198743X22003305. URL.

Das Projekt ist eine internationale Kooperation aus Instituten für Allgemeinmedizin in Deutschland (Würzburg, Göttingen), Belgien (Gent), Großbritannien (Southampton, Bristol), Norwegen (Oslo) sowie dem Institut für Medizinische Statistik (Göttingen, Deutschland), dem Institut für klinische Mikrobiologie (Umea, Schweden), der Abteilung für klinische Pharmakologie (Gent, Belgien), dem Zentrum für Gesundheitswissenschaften (Utrecht, Niederlande), dem Zentrum für angewandte Gesundheitsforschung (Toronto, Kanada) und dem Institut für Infektionskrankheiten (Bern, Schweiz). 

Nationale und internationale Institute für Allgemeinmedizin und Grundversorgung

  • Universitätsklinikum Würzburg (Institut für Allgemeinmedizin), Deutschland
  • Universitätsmedizin Göttingen (Institut für Allgemeinmedizin), Deutschland
  • Universitätsmedizin Gent (Abteilung für Familienmedizin und Grundversorgung), Belgien
  • Universität Southampton, Akademische Unit für Grundversorgung, Vereinigten Königreich 
  • Universität Southampton, Abteilung für Grundversorgung und Bevölkerungswissenschaften, Vereinigten Königreich
  • Universität Bristol, Zentrum für akademische Grundversorgung, Vereinigten Königreich
  • Universität Oslo, Institut für Gesundheit und Gesellschaft, Norwegen
  • Universitätsklinikum Utrecht, Abteilung für Epidemiologie, Julius Zentrum für Gesundheitswissenschaften und Grundversorgung, Niederlande
  • Universität Toronto, Zentrum für angewandte Gesundheitsforschung, St. Michael Krankenhaus, Canada

Nationale und internationale Institute für Statistik, Pharmakologie und Mikrobiologie 

  • Universitätsmedizin Göttingen (Institut für Medizinische Statistik), Deutschland
  • Universität Gent (Abteilung für Klinische Pharmakologie), Belgien 
  • Universität Umea, Abteilung für Klinische Mikrobiologie, Schweden
  • Universität Bern, Institut für Infektionskrankheiten, Schweiz