COVID-Praxisbefragung
Erfahrungen mit COVID19 und der Pandemie in hausärztlichen Praxen - eine mixed-methods Studie
Im Rahmen der Corona-Pandemie musste die medizinische Versorgung schnell der neuen Situation angepasst werden. Neue Versorgungsstrukturen, -formen und Arbeitszeitmodelle wurden entwickelt und durch verschiedene medizinische Berufsgruppen in den Kliniken und in der ambulanten Versorgung in kürzester Zeit etabliert. In der Primärversorgung sind Hausärztinnen und -ärzte für die ärztliche Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19 Erkrankung zuständig. Es ist wenig darüber bekannt, welche konkreten Auswirkungen die Pandemie auf die hausärztliche Versorgung und Versorgerinnen und Versorger hat.
Ziel der Studie ist, Faktoren zu identifizieren, die Hausärztinnen und -ärzte und ihre Praxisteams als zentrale Säule der ambulanten Versorgung in einer solchen Krisensituation stützen bzw. schwächen. Hieraus sollen Empfehlungen abgeleitet werden, wie in zukünftigen Krisenzeiten die Primärversorgung gestärkt werden kann.
Im Rahmen der Studie werden sowohl quantitative als auch qualitative Methoden (mixed-methods Studiendesign) verwendet, um ein möglichst ganzheitliches Verständnis der Erfahrungen von Hausärztinnen und -ärzten und ihren Teams in der COVID-19-Pandemie zu gewinnen. Mit Hilfe eines Fragebogens sollen die organisatorischen, gesundheitlichen, psychosozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf Hausärztinnen und -ärzten und ihre Teams erfasst werden. Im semistrukturierten Telefoninterview liegt der Schwerpunkt auf den persönlichen Erfahrungen der Befragten im Rahmen der Corona-Krise.
Es wurden 6300 Fragebögen an Hausarztpraxen in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verschickt. Zudem sind alle Teilnehmenden eingeladen im Rahmen von Telefoninterviews detaillierter über Ihre persönlichen Erfahrungen mit der Pandemie zu berichten.
Die im August 2020 angelaufene Studie ist ein Kooperationsprojekt allgemeinmedizinischer Institute aus Bayern, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie des Instituts für Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg.
Universitäten:
- Würzburg (Institut für Allgemeinmedizin)
- Würzburg (Lehrstuhl für Klinische Epidemiologie und Biometrie)
- TU München (Institut für Allgemeinmedizin)
- LMU München (Institut für Allgemeinmedizin)
- Erlangen (Institut für Allgemeinmedizin)
- Freiburg (Lehrbereich Allgemeinmedizin)
- Ulm (Institut für Allgemeinmedizin)
- Tübingen (Institut für Allgemeinmedizin)
- Kiel (Institut für Allgemeinmedizin)
- Greifswald (Abteilung Allgemeinmedizin)
- Ärztebefragung: Es wurden 1337 Fragebögen in die Auswertung einbezogen (Rücklauf 23%) und 22 Interviews geführt. Die Surveyteilnehmenden waren zu 46% weiblich und seit durchschnittlich 18 Jahren im Beruf tätig. Das mittlere Alter betrug 54 Jahre.
- MFA-Befragung: Es wurden 1274 Fragebögen in die Auswertung einbezogen (Rücklauf 21%) und 28 Interviews mit 34 Teilnehmenden geführt. Die Surveyteilnehmenden waren zu 99% weiblich und seit durchschnittlich 20 Jahren im Beruf tätig. Das mittlere Alter betrug 43 Jahre.
- Von den Teilnehmenden gaben 45,9% der MFA und 40% der Ärztinnen/Ärzte an, zu Beginn der Pandemie unter einem hohen oder sehr hohen Überforderungsgefühl im Praxisalltag gelitten zu haben.
- Zum Zeitpunkt der Befragung (August bis Dezember 2020) litten noch 18% der MFA und 10% der Ärztinnen/Ärzte unter einem hohen oder sehr hohen Überforderungsgefühl.
- Sowohl im Fragebogen als auch in den Interviews wurden unter anderem Sorgen um die Gesundheit der Patientinnen und Patienten, mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Zunahme von Organisationstätigkeiten, mangelhafte Versorgung mit Schutzausrüstung sowie ein ungenügender und unstrukturierter Informationsfluss seitens der Politik als belastende Faktoren genannt.
- In den qualitativen Interviews wurden unter anderem Unterstützung von Seiten des Arbeitgebers (bei MFA und angestellten Ärztinnen und Ärzten) sowie ein guter Zusammenhalt im Team als wichtige Ressourcen genannt.
Aus der Befragung der Ärztinnen und Ärzte sind folgende Publikationen hervorgegangen:
Makowski L, Schrader H, Parisi S, Ehlers-Mondorf J, Joos S, Kaduszkiewicz H, Gágyor I. German general practitioners' experiences during the COVID-19 pandemic and how it affected their patient care: A qualitative study. Eur J Gen Pract. 2023 Dec;29(2):2156498. doi: 10.1080/13814788.2022.2156498. Epub 2023 Feb 1. PMID: 36722333; PMCID: PMC10249445. URL.
Schrader H, Borgulya G, Parisi S, Joos S, Kaduszkiewicz H, Barzel A, Raus C, Sanftenberg L, Kühlein T, Maun A, Schmidt J, Linde K, Gágyor I. Erfahrungen von HausärztInnen mit COVID-19 und der Pandemie – ein Survey nach der ersten Pandemiewelle im März/April 2020 [General Practitioners' Experiences with COVID-19: a Survey After the First Wave of the Pandemic in March/April 2020]. Gesundheitswesen. 2023 May 30. German. doi: 10.1055/a-2042-9715. Epub ahead of print. PMID: 37253369. URL.
Aus der Befragung der MFA sind folgende Publikationen hervorgegangen:
Schrader H, Ruck J, Borgulya G, Parisi S, Ehlers-Mondorf J, Kaduszkiewicz H, Joos S, Grau A, Linde K and Gágyor I (2023) Stress experiences of healthcare assistants in family practice at the onset of the COVID-19 pandemic: a mixed methods study. Front. Public Health. 11:1238144. doi: 10.3389/fpubh.2023.1238144. URL.
Ehlers-Mondorf, J., Schrader, H., Makowski, L. et al. SARS-CoV-2-Pandemie: Erfahrungen von Medizinischen Fachangestellten in hausärztlichen Praxen. Z Allg Med 97, 502–507 (2021). https://doi.org/10.3238/zfa.2021.0502-0507. URL.